Denkmal und Name

 יד ושם – Yad Vashem, Jes 56,5

Zu dritt besuchen wir Yad Vashem, den Ort, an dem Israel den Opfern der Shoah ein Denkmal gesetzt hat und daran arbeitet, alle ihre Namen und Geschichten zu erfassen. Die Neugestaltung dieser Gedenkstätte hat Moshe Safdie als Prisma vorgenommen, ein langer dreieckiger Gang, der sich quer durch den Berg schiebt. Nach Jerusalem hin öffnet sich die Betonhülle und gibt den Blick auf die Stadt und das Land frei. So schafft der Raum Trost und Hoffnung nach all dem dargestellten Grauen der Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung von als jüdisch gekennzeichneten Menschen.

Die Videos der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, deren Zeugnisse in allen Räumen abgespielt werden können, geben einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit jüdischen Lebens in Europa vor 1930 und der subjektiven Erfahrung der Shoah. Das greift sehr an.

Die unfassbare Zahl der Ermordeten wird z.B. in der Halle der Namen ahnbar, in der es Gedenkblätter zu immerhin 2 Millionen Opfern gibt, 600 davon werden in der Kuppel sichtbar, spiegeln sich nochmals im Wasserbecken unterhalb der Kuppel. Das ist ein eindrückliches Bild, so wie die Verlesung der Namen, Geburtsorts und des Alters der 1,5 Millionen ermordeten Kinder sich über das Gehör einprägt.


Danach ist Stärkung angesagt. Sie findet sich im Trubel der Altstadt, in einem österreichischen Café bei Sachertorte (!), heißen und kalten koffeinhaltigen bzw. kakaofruchtbasierten Getränken.

Im Anschluss daran stürzen wir uns frisch gestärkt doch noch einmal in die Grabeskirche, schaffen es fast, uns in diesen verwinkelten Hallen zu verirren. Staunend beobachten wir die Rituale des Küssens und Wischens von Tüchern auf dem Salbungsstein. Diese Tücher sollen dann wohl heilend wirken. In Zeiten von AHA-Regeln und Hygieneplänen wirkt das selbst auf praktizierende Gläubige doch zumindest skuril. Wieder findet während des Besuches ein Gottesdienst statt, eine orthodoxen Denominationen singt und betet inniglich, während sich die Besuchermassen in ihrem Rücken entlang schieben.

Die Grabkammer ist nur für die kleinere Touristin zu besichtigen, wirkt aber beengend und lässt den Gedanken an Auferweckung sehr reizvoll erscheinen. Spannender Weise heißt diese besondere Kirche in den Ostkirchen „Auferstehungskirche“ – so viel zu Namen und Bezeichnungen.

Auch die Engel weinen herzzerreißend.
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