Während die anderen sich an diesem ungewöhnlichen Emmaus-Tag der Erinnerung an die Shoah aussetzen und in einem schweren Weg die Gedenkstätte Yad Vashem besuchen, richten wir uns auf einen neuen Tag in Isolation ein. Wir bleiben „eingeschlossen“ zurück.
Heute ist es soweit, dass ich zum Vergehen der Zeit meine Hebräisch-Unterlagen heraushole und Verben lerne, eine HA erledige. Ich lösche alte Fotos und Videos vom Handy. Ich höre Nachrichten und ein Hörspiel. Auch der Blick auf die Straße unterhält mich immer. Die traditionell orthodoxen Familien kommen mit bis zu neun Kindern vorbei, die Mode ist sehr eindeutig (die Männer in Schwarz, immer mit Kopfbedeckung, die Frauen immer in Kleid oder Rock, Ellenbogen und Knie müssen bedeckt sein), die Kinder sind oft in identischer Familienkleidung unterwegs.
Der Mitbewohner hängt am Handy, schaut Nachrichten von zu Hause und Filmchen, spielt allein oder mit Freund:innen aus ganz Europa Skat oder Scrabble und schickt mir Katzenbilder. Sein Tipp: der twitter-account whyyoushouldhaveacat. 😺
Am Abend erledigen wir den Test nach vier Tagen, der uns freitesten könnte:
Wir fangen also neu an, zu recherchieren und zu planen. Die Isolation verlängert sich für uns bis zum Donnerstag, dann können wir raus. Hoffentlich. Wir werden versuchen, noch ein paar feine Tage in Tel Aviv gemeinsam zu verbringen.
Die anderen nutzen ab Mittwoch wenigstens für eine Nacht unser Quartier am Toten Meer, fahren durch die Wüste, baden. Vorher versorgen sie uns für den Tag. Mal schauen, ob man sich von Seiten des Hostels darauf einlässt. Das Quartier in Tiberias müssen wir ganz absagen. Darf man in einem öffentlichen Blog eigentlich “Scheiße“ schreiben?
Ich tröste mich mit der Überlegung, dass immerhin bisher kein Kind sein soziales Jahr in Shanghai hat verbringen wollen.