Micha 5,1-5
Nach einer längeren Busfahrt ohne Stop am Checkpoint dafür aber mit wilden Haltestellen am Berg gelangen wir mit unseren deutschen Pässen ungehindert in das Westjordanland und in die kleine Stadt. Die Farben, die Steine und engen Gassen erinnern an Jerusalem, aber alles wirkt noch fremder, für uns verschlossener. Auch müssen wir uns mühselig und unserer Wahrnehmung nach schon schroff all der Angebote für Taxis, Führungen, Souvenirs, Cafés erwehren.
In der Geburtskirche kann man dem Zauber des Anfangs der christlichen Überlieferung begegnen. Es ist die älteste erhaltene und ununterbrochen als solche genutzte Kirche im Heiligen Land. Sie ist – ähnlich wie die Grabeskirche – zerrissen von verschiedenen Nutzerparteien und deren Personal, das andächtiges oder nachdenkliches Verweilen durch Klatschen, Weitertreiben und laute Aufforderung zur Stille einerseits nicht leicht, andererseits mit denselben Maßnahmen den Weg für ein Foto frei macht.
So bleibt von der angeblichen Geburtsgrotte Jesu der leicht überschmückte Eindruck zurück, zudem die schönen Mosaike an den Wänden der Basilika und das starke Symbol der sogenannten “Demutspforte“ am Eingang. Bei letzterer handelt es sich um die 1,20 m hohe Türöffnung, die man vom ehemaligen Portal übrig gelassen hat und durch die sich Besucher:innen beim Eintritt demütig bücken müssen. Zuvor war es wohl zu oft vorgekommen, dass die Kirche hoch zu Ross besucht wurde – etwas unpassend für diesen Ort.
Besinnlicher war der Besuch in der direkt nebenan gelegenen viel jüngeren, katholischen Katharinenkirche. Da die Katholiken in der Geburtskirche fast nur den von ihnen gestifteten 14zackigen Stern bekommen hatten, durften sie nebenan neu bauen. Auch hier kann man die unter der Kirche liegenden Grotten mit schönen Kapellen besuchen. Dort ist es etwas stiller und andächtiger. Denn außer Frage steht: selbst wenn sich die Kaisermutter Helena mit dem konkreten Platz geirrt hat, ist es der verkündigte, geglaubte Geburtsort des Herrn und vielleicht hat König David seine Ziegen genau dort gehütet, wo heute der Checkpoint ist.
Das Flüchtlingscamp AIDA löste bedrückende Gefühle aus. Hier leben seit 1950 inzwischen in mehreren Generationen palästinensische Flüchtlinge. Das allgegenwärtige Bild vom Schlüssel zeigt den Wunsch der Bewohner nach Heimkehr ebenso wie die Grafitis an den hier Sperranlagen genannten Mauern zwischen Israel und dem Westjordanland.
Dort gab es unter andere auch eine neue, hoffnungsvolle Sicht auf die Stadt Jerusalem mit dem Tempelberg und seiner jetzigen Bebauung mit Felsendom und Al Aqsa-Moschee:
Nach Pass und Sicherheitskontrolle, langen Gängen und Terrorabwehrmaßnahmen dürfen wir mit unseren deutschen Pässen ungehindert die kleine Stadt und das Westjordanland verlassen und fahren heim nach Jerusalem.
Während wir uns auf unsere morgige Abreise in die Wüste und Richtung Totes Meer vorbereiten, müssen die positiv Getesteten noch einen Tag im Hostel ausharren. Reicht dann auch.